Patchwork Konzepte: Gedanken zu Patchworkfamilien
Viele, die am Anfang einer Patchworkfamilie stehen, haben bereits Bilder im Kopf: ein gemütliches Kaffeetrinken mit der oder dem Liebsten im Kreise der gesamten Familie, harmonisches Spielen mit den Kindern, Raufen und Rangeln wie früher zuhause…, vielleicht aber auch Situationen, in denen etwas nicht rund läuft. Na klar, aber häufig sind diese Bilder gefärbt von viel Optimismus, Liebe und gutem Willen.
Unsicherheit und Fragen
Doch dann hakt es auf einmal: Die anderen wollen nicht so, wie man selbst es doch mit besten Absichten auch für die anderen will. Die ersten Fragen kommen auf: Was stimmt nicht? Welches Bild hatte ich denn? Welche Konsequenzen sind damit verbunden für mich und für die anderen? Und wie flexibel ist mein Bild, wenn es auf andere Bilder der Familienmitglieder stößt? Wieso werde ich missverstanden oder in eine Buh-Rolle gedrängt, die ich nie haben wollte? Dadurch entsteht Unsicherheit und weitere Fragen kommen auf: Was muss ich als Erwachsene*r tolerieren, was nicht? Was heißt erziehen und darf ich das? Bin ich eifersüchtig? Was ist mit unserer Liebe? Oft werden die Bilder erst in Konflikten und an Enttäuschungen spürbar, z.B. hatte man ein schönes Fest geplant, ist dann aber total enttäuscht, wenn das Kind seinen Geburtstag gar nicht mit einem selbst oder im Kreise der Familie feiern will.
Ein Beispiel: Bild einer guten Mutter
Gesellschaftlich gehört es zum Bild einer guten Mutter, dass sie sich um ihre Kinder kümmert! Doch was heißt eigentlich kümmern? Von morgens bis abends ausschließlich für das Kind da sein? Eine gute Betreuungsmöglichkeit suchen? Was ist mit dem Bild der Mutter außerdem verbunden? Eine gute Ehefrau? Geschwister? Eine Schaukel im Garten? Das Bild der ‚Stiefmutter‘ ist dabei noch viel unklarer. Wieviel ‚Mutter‘ steckt darin? Wieviel ‚Geliebte‘ ist erlaubt? Ist man automatisch immer die ‚böse Stiefmutter‘ aus den Märchen? Welches unbewusste Bild verfolgt man selbst? Wie kommt man mit Widersprüchen klar und kann diese leben? Fragen über Fragen, die in einer Beratung geklärt werden können.
Psychologische Morphologie
Grundlage meiner Beratung sind schwerpunktmäßig die Psychologische Morphologie und die Transaktionsanalyse. Wilhelm Salber hat die psychologische Morphologie (in Anlehnung an Goethe: Lehre von der Struktur und Form der seelischen Gestalt) in den 60er Jahren entwickelt. Er selbst hatte noch bei Anna Freud auf der Couch gelegen und mit dem ältesten Enkel Sigmund Freuds -Ernest Freud- eine Kurzzeittherapie, die analytische Intensivbehandlung entwickelt, die heute als tiefenpsychologisch fundiertes Therapieverfahren anerkannt (WGI) ist. Zur gleichen Zeit entwickelte Eric Berne in San Francisco die Transaktionsanalyse, heute in Deutschland eine bekannte und wertgeschätzte Schule, die ein vielfältiges Instrumentarium für Psychotherapie, Beratung und Organisationsentwicklung bietet. Beide haben sich aus der Psychoanalyse entwickelt und beruhen auf einem humanistischen Menschenbild.
Ich schätze beide Schulen sehr und habe sie auf die Arbeit mit (Patchwork-)familien und Paaren hin spezifiziert. Die Patchworkfamilie wird dabei gesehen als komplexes Wirkungssystem, das sich nach eigenen Methoden weiterentwickelt und kontinuierlich wandelt. Hier kommen Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen und Erfahrungen zusammen, d.h. Konflikte sind vorprogrammiert und notwendig. Aber nicht nur untereinander, auch innerhalb unserer eigenen Persönlichkeit werden Ambivalenzen spürbar, die uns und das gesamte System aus der Balance bringen.
Die Psychologische Morphologie geht davon aus, dass Bilder im Alltag Regie führen. Es sind (unbewusste) Bilder, die uns im täglichen Leben begleiten und unser Verhalten bestimmen. Ich gehe mit Ihnen auf Spurensuche nach Ihren unbewussten Bildern.
Kind-Ich-, Eltern-Ich-, Erwachsenen-Ich-Zustand
Die Transaktionsanalyse beschreibt mehrere Ich-Zustände unserer Persönlichkeit, die unterschiedlich mit Energie besetzt werden können. Ich heiße alle Zustände willkommen und lerne sie mit Ihnen gemeinsam kennen bzw. differenzieren.
Ziele meiner Arbeit
Ein Ziel meiner Arbeit ist es zum einen, Ihre unbewussten Sichtweisen, Motivationen und Entscheidungen bewusst zu machen und somit eine Verstehensgrundlage zu schaffen, von der aus Sie selbstbestimmt handeln können. Zum anderen betrachte ich mit Ihnen die zwischenmenschlichen Kommunikationsfallen und -irrwege in Ihrer Beziehung und Familie und unterstütze Prozesse des wertschätzenden Umgangs mit sich und anderen. Ich bin davon überzeugt, dass Wachstum und Entfaltung in einer Liebesbeziehung und in einer Patchworkfamilie für jeden gelingen kann.
Im Verlaufe des Behandlungsprozesses werden Bedürfnisse, Ambivalenzen, Widerstände, Ängste und Sehnsüchte deutlich. Diese anzunehmen, zu akzeptieren und zu integrieren und Gewohnheiten, Denk- und Sichtweisen zu ändern, erfordern neben viel Zeit eine hohe Motivation, die Situation, die Beteiligten und sich selbst verstehen und daran arbeiten zu wollen. Kein leichter Weg, aber einer, der sich lohnt!
Wer versteht, kann handeln!